"Ich habe mich dazu berufen gefühlt." Eine Aussage, die man vor allem Menschen in bestimmten geistlichen Berufen zuordnen würde: Priestern und Ordensleuten. Einer davon ist Manfred Hock, der später als gewöhnlich den Weg ins Priesterseminar eingeschlagen hat. Ist eine Berufung einzig auf diesen Berufszweig ausgelegt oder können auch Journalisten und Architekten eine Berufung spüren? Wie fühlt sich das an?
Carolin Hasenauer hat sich mit Pfarrer Manfred Hock, dem Spiritual am Würzburger Priesterseminar Domvikar Paul Weismantel und dem dortigen Pastoralpsychologen Dr. Martin Kempen über die Themen (Spät)berufung, den freien Willen und Selbstreflexion unterhalten.

...vom Ingenieur zum Priester
Zur Person: Manfred Hock
Manfred Hocks Heimatgemeinde ist Waldaschaff. Nach seinem Realschulabschluss absolvierte er eine Ausbildung zum Flugzeugmechaniker bei der Lufthansa in Frankfurt am Main. Direkt im Anschluss besuchte er ein Gymnasium in Darmstadt und schloss mit der Allgemeinen Hochschulreife ab. Nach seinem Wehrdienst begann er in Darmstadt Maschinenbau/Luftfahrtechnik zu studieren. Als Diplom-Ingenieur arbeitete er dann 21 Jahre lang in dem Bereich, bildete sich fort, übernahm Leitungspositionen. Im Jahr 2004 kündigte er seinen Job und begann, Diplom-Theologie in Würzburg zu studieren.
Am 26. Mai 2012 - Manfred Hock war gerade 50 Jahre alt geworden - weihte Bischof em. Friedhelm Hofmann ihn zum Priester.
"Ich denke wir müssen gucken, dass wir selbst so ausgeglichende, ganz normale Menschen sind."
Ehelos, kinderlos, keusch - dazu verpflichten sich in der katholischen Kirche Priester und Ordensleute mit ihrer Weihe. Der Zölibat (lat. caelebs‚ „allein, unvermählt lebend“, caelibatus, „Ehelosigkeit") ist seit 900 Jahren die Lebensweise, auf die sich katholische Geistliche nach dem Kirchenrecht richten müssen. Seit 900 Jahren? Aber das Christentum gibt es doch seit 2000 Jahren...
Im Jahr 691 trennten sich mit der Trullanischen Synode die Ost- und die Westkirche. Währen die Ostkirche die Ehelosigkeit nur noch für Bischöfe und Ordensleute vorschrieb, verfestigte sich der umfassende Zölibat in der Westkirche. Im Zweiten Laterankonzil, 1139, wurde diese Regelung festgesetzt - also vor rund 900 Jahren. Seitdem ist der Zölibat eine verpflichende Zugangsvoraussetzung für Männer, die Priester werden wollen.
Bis heute gab es immer wieder Initiativen, den Zölibat zu lockern oder abzuschaffen. Zur Zeit des Konzils von Trient (1545-1563) lebten Geistliche teilweise offen mit Frauen, sogenannten Konkubinen, zusammen. Die Reformationsbewegung lehnte die zölibatäre Lebensweise ab. So wurde die Ehelosigkeit Geistlicher ein konfessionsunterscheidendes Merkmal. Deshalb verfestigte sich im Zuge der Gegenreformation der Zölibat dann wieder stärker.
Befürworter des Zölibats begründen ihre Position vor allem mit der Berufung und der Nachfolge Christi: Jesus habe Männer in seine Nachfolge berufen, die fortan ehelos lebten, auch aufgrund ihrer Lebensweise. Und auch Jesus selbst war unverheiratet und nach seinem Vorbild sollen Priester leben. Außerdem könne die Ehelosigkeit als Vorausschau auf das Leben im Himmelreich Gottes gesehen werden, in dem nur Nächstenliebe, jedoch keine exklusive Verbindung von Mann und Frau bestehe. Durch den Zölibat, so Befürworter, können Priester zudem mehr Einsatz in ihrer Gemeinde leisten. Sie seien leistungsfähiger, weil sie nicht in familiäre Pflichten eingebunden seien
„Ich wünschte, alle Menschen wären unverheiratet wie ich. Doch jeder hat seine eigene Gnadengabe von Gott, der eine so, der andere so. Den Unverheirateten und den Witwen sage ich: Es ist gut, wenn sie so bleiben wie ich. Wenn sie aber nicht enthaltsam leben können, sollen sie heiraten. Es ist besser zu heiraten, als sich in Begierde zu verzehren.“ (1. Kor 7,7-9)
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